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     712 Sich heimelig fühlen im Bären Rothenburg Ein Restaurant zu eröffnen ist nicht schwierig. Ein Restaurant am Laufen zu halten sehr wohl. Etwa das Gasthaus Bären in Rothenburg, dass es seit über 500 Jahren gibt. Seit zwei Jahren sorgt dort der Ein- heimische Reto Unternährer für frischen Wind. Was andere begonnen haben, führt er weiter: einen Treffpunkt für alle, wo man sich wohl fühlt und fein isst. Man sieht das grosse, weiss-rote Riegel- haus schon von weitem: Trutzig steht er da, der «Bären», mitten in Rothenburg. Eine veritable Institution, wo man sich mittags und abends zu gutbürgerlicher Küche trifft, Bankettessen abhält, nach der Probe oder dem Training noch eins trinken geht. Erstmals erwähnt wurde das Gasthaus 1454 als ein Ort, wo Reisende, die die Nord- Süd-Route benutzten, haltmachten. Man hat immer Sorge getragen zum «Bären», was bei einem Gang durch das Restaurant mit dem drachengrünen Kachelofen, den heimeligen «Stübli» und Sälen, der Vino- thek und dem Bärenkeller spürbar wird. Das verwinkelte Haus scheint Geschichte zu atmen. Man nimmt Platz im Mittagstru- bel oder am allabendlich gedeckten Tisch, geniesst zum Fondue Chinoise oder zu den Kalbsleberli Maison mit Rösti einen Luzer- ner Blauburgunder oder einen edlen Ama- rone, lässt die Seele baumeln und fühlt sich unter Freunden, auch wenn man das erste Mal hier ist. Der bescheiden-sympathische Beizer bringt hier ein Dilemma seiner Branche zum Aus- druck: Um einen Gastbetrieb am Leben zu erhalten, ist Konstanz von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig darf man nicht stehenbleiben. Ein ehrgeiziges Unterfan- gen für Reto Unternährer. Die Anfrage, den «Bären» zu übernehmen, kam von Besitzer Erich Rüegg. Unternährer ist ein Quereinsteiger, hatte den Besitzer des «Bä- ren» aber durch einen bemerkenswerten Leistungsausweis überzeugt: «Ja, er ist der Richtige!» Als er noch Zimmermann war, baute der neue Bären-Wirt das Caribbean Village in Nottwil mit auf und bekam gleich einen Sommerjob. Da er im Winter nicht wieder auf der kalten Baustelle arbeiten wollte, bewarb er sich in Davos als Barkeeper im Bolgen Plaza. Ihn beeindruckte die Atmo- sphäre des Gastgewerbe: «Es nahm mir den Ärmel rein», wie er sagt. Nach sieben Jahren als Saisonmitarbeiter und dem Abschluss der Betriebsleiterausbildung machte ihn ein Kollege auf einen Gastro- betrieb in Rothenburg aufmerksam, der vor der Schliessung stand. Reto Unternährer erkannte eine einmalige Chance. Schon als Jugendliche vermissten er und seine Kollegen einen zentralen Treffpunkt im Dorf. Reto Unternährer stellte trotz Skepsis aus seinem Umfeld einen Businessplan auf, und die «Fläcke Bar» war geboren: «Mein Ziel war es, einen Ort zu schaffen, wo sich Reto Unternährer 


































































































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