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Gesundheit und Emotionen stehen an oberster Stelle Text und Interview: Rahel Hegglin Fotos: athletix.ch Yasmin Giger gehört zu den jungen Schweizer Leichtathletinnen, von denen man noch viel hören wird. Die 20-Jährige ist unter anderem U-20 Europameis- terin über 400 Meter Hürden und hält auch den Schweizer Rekord in dieser Disziplin. Doch die schönsten Sport- momente sind für die Frau aus Romans- horn nicht unbedingt die Goldmedaillen. Yasmin Giger, wie bist Du zur Leichtathletik gekommen? Das war sehr unerwartet. Früher schaute ich jeweils meinem Bruder bei den Fuss- ball-Matches zu. Das Spiel hat mich jedoch überhaupt nicht interessiert. Ich fand es viel spannender, wie schnell die Jungs rennen konnten. Mit meinem Bruder veranstaltete ich dann Wettrennen im Garten. Er war im- mer viel schneller als ich. Aber als «Zücker- chen» hielt er nur ein paar Meter Vorsprung zu mir. Das weckte in mir das Ziel, irgend- wann schneller zu sein als er. Das hast Du mittlerweile erreicht. Wie kam es dazu? Das war eher Zufall. Bei einem Dorfsprint- Anlass habe ich aus Neugierde mitgemacht und gleich gewonnen. Somit qualifizierte ich mich für den Regionalfinal und später für den Schweizerfinal, welche ich beide gewann. Daraufhin fragte mich der Leicht- athletikverein TV St. Peterzell an, ob ich bei ihnen einsteigen wolle. War die Entscheidung, in einen Verein einzusteigen, die richtige? Ja, im Verein fand ich es extrem toll. Es gab so viele verschiedene Disziplinen, von Speerwurf, Sprint, Ballwurf bis Hochsprung, und es gab auch die Möglichkeit, Team- events zu bestreiten. Das reizte mich wahn- sinnig. So konnte ich auch herausfinden, wo meine Stärken sind. Heute mache ich am liebsten 400 Meter Hürde. Hast Du lieber Team-Wettkämpfe oder Einzel-Wettkämpfe? Mir gefällt beides. Beim Team ist es toll, sich gegenseitig zu pushen und sich zusammen über einen Erfolg zu freuen. Dafür kann es aber auch schwierig sein, wenn man im Team eine schlechte Leistung abgeliefert hat. Dann fühlt man sich ein wenig schul- dig. Als Einzelkämpferin ist man alleine für die Erfolge, aber auch für die Misserfolge verantwortlich. Hast Du ein Geheimrezept, weshalb Du so erfolgreich bist? Ich glaube, das Wichtigste sind Freude und Leidenschaft. Ich gehe so gerne ins Training und finde den Sport extrem toll. Das ist be- stimmt die Grundlage für eine erfolgreiche Sportkarriere. Natürlich ist auch der innere Antrieb wichtig und der Ehrgeiz, seine eige- nen Bestleistungen überbieten zu wollen. Du hast im letzten Sommer deine KV- Lehre abgeschlossen und seither auf den Profi-Sport gesetzt. Kannst Du von der Leichtathletik leben? Es gibt bestimmt Leichtathleten, die vom Sport leben können. Ich bin auf die Sponso- ren und die Sporthilfe angewiesen. Für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar. Die grossen Wettkämpfe, die über den Verband organisiert werden, werden auch von ihm fi- nanziert. Ich werde aber in diesem Sommer mit der Berufsmaturitätsschule beginnen. Mir ist es wichtig, dass ich neben dem Sport auch eine Ausbildung habe. An welche sportlichen Erfolge erinnerst Du Dich am liebsten? Sport ist so etwas Emotionales. Grund- sätzlich bin ich für jede einzelne Medaille dankbar. Aber es gibt auch Momente, die unvergesslich sind. Wie zum Beispiel der Start im ausverkauften Letzigrund-Stadion beim Weltklasse Zürich. Wenn ich eine Aus- zeichnung nennen müsste, dann wäre es die Goldmedaille bei den U-20 Europameister- schaften über 400 Meter Hürde. Du bist in Romanshorn aufgewachsen. Was gefällt Dir am Kanton Thurgau? Nebst dem feinen Thurgauer Apfelkuchen, den ich sehr gerne esse, bewundere ich die Leute in diesem Kanton. Sie sind sehr bodenständig, lustig und immer positiv eingestellt. Mir gefällt auch, wie sie mich wahrnehmen und mich in meinem Sport unterstützen. Was sind Deine Träume für die Zukunft? Wichtig ist mir vor allem Gesundheit. Und dann möchte ich als alte Frau auf mein Le- ben zurückblicken und sagen können: «Ja, ich hatte Freude an allem, was ich gemacht habe.» 1229