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 Zwei ganze Kerle, ein ganzes Paket
Text und Interview: Maximilian Marti Fotos: Adrian Bretscher
Trauffer und Gölä, zwei der erfolgreichs- ten Schweizer Mundart-Musiker, haben gemeinsam ein Album herausgegeben. Beide stammen aus Handwerker-Krei- sen, also tauften sie ihr Album «Büetzer Buebe»; hier ist seine Story:
Wo habt Ihr Euch kennengelernt?
Trauffer: Persönlich begegnet sind wir uns zum ersten Mal 1999 in Österreich, im Tirol. Damals fand im Zillertal das legendäre Schürzenjäger Open Air statt, da hatten wir beide je einen Gastauftritt. Natürlich wuss- ten wir bereits früher voneinander, schliess- lich will man wissen, was sich so tummelt im Revier.
Aber richtig kennengelernt habt ihr Euch in den letzten zwei, drei Jahren. Wann wurde die Idee für gemeinsame Auftritte geboren?
Gölä: Wir sind beide angefragt worden, für das ESAF in Zug einen Song zu machen. Marc wurde vom Schweizer Fernsehen und ich vom Organisationskomitee kontaktiert. Solche Situationen gab es schon vorher an- lässlich ähnlicher Events.
Trauffer: Wir haben uns kurzerhand zusam- mengeschlossen und standen schluss- endlich gemeinsam in Zug vor über 50000 Leuten im Sägemehl und spielten unsere Hymne «Maa gäge Maa».
Gölä: Das Video dazu wurde bei Pracht- wetter auf dem Jungfrau-Gipfel gedreht, mitten in der grossartigen Kulisse unserer Alpen. Als Bonus wurden wir von den zwei «Mätthus» Glarner und Sempach königlich im ewigen Schnee versenkt.
Und wie ging’s weiter?
Trauffer: Am Anfang war noch kein Album geplant, aber als wir nach einem Meeting zu- sammen nach Hause fuhren, hat es nur so vor Ideen gesprudelt und wir beschlossen, ein Album zu machen und das ganze auch live zu präsentieren.
Gölä: Weil ich nicht auf Tournee gehen will, einigten wir uns auf ein einmaliges, gros- ses Konzert für den Sommer 2020. Nun,
das Hallenstation hatten wir beide bereits als Arena, also kam nur eine Steigerung in Frage: ein Mundart-Volksfest im Letzi, wie es die Schweiz noch nie erlebt hat. In ei- nem Stadion, in dem bisher kein Schweizer Musiker als Hauptact ein Konzert gegeben hat. Wir kamen mit den Leuten zusammen und die Sache war geritzt, das Datum wurde bekanntgegeben, dann kamen schon bald die Reklamationen.
Trauffer: Das kannst Du laut sagen. Innert zwei Monaten waren die 48000 Plätze aus- verkauft, dann kamen die Reklamationen!
Warum gab es denn Reklamationen?
Gölä: Die kamen von all denen, die kein Ticket bekamen, weil sie in den Ferien wa- ren oder zu spät reagierten. Ein Dilemma. Was blieb uns anderes übrig, als ein zweites Konzert anzukündigen? Das haben sich un- sere Fans verdient, das sind wir ihnen schul- dig. Dass wir wieder verschieben müssen, ist auch für uns eine grosse Enttäuschung, wir hatten uns gefreut auf ein richtig tolles Fest zusammen mit unserem Publikum.
Was schätzt Ihr an Euch gegenseitig besonders?
Trauffer: Gölä ist unheimlich zuverlässig, was ich generell sehr schätze. Die Büet- zer Buebe entstanden, als noch niemand eine Ahnung hatte von Corona und den
katastrophalen Folgen besonders für uns Künstler. Zwischen uns wurde alles per Handschlag besiegelt, Verträge unterein- ander kennen wir nicht, aber wir halten uns daran.
Gibt es auch Dinge, die Euch
nicht gefallen?
Trauffer: Ja, Herrgott nochmal, er lässt mich nie Auto fahren. Egal wohin es geht, wenn ich zum Wagen komme, sitzt er bereits auf dem Fahrersitz, mit diesem süffisanten Grin- sen im Gesicht, und fragt: Wohin darf’s ge- hen? Er glaubt wahrscheinlich, dass ich gar nicht fahren kann, obschon wir beide sogar die Lastwagenprüfung gemacht haben!
Gölä: Kein Kommentar.
Welches ist das nächste Projekt?
Trauffer: Wir haben immer wieder Ideen, was man so machen könnte, daneben arbeitet jeder auf seinen eigenen, verschiedenen Ebenen. Die verschobenen Konzerte spie- len wir auf jeden Fall irgendwann, sobald das möglich ist, den Rest entscheidet die Zukunft.
Gölä: Lüt, hautit düre, mir mache’s ou.
buetzer-buebe.ch trauffermusic.ch golamusic.com
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