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  «Die dachten wohl: Diesem mühsamen Kerli geben wir eine Chance!»
Text und Interview: Regula Elsener Steinmann Fotos: SRF/Oscar Alessio
Wenn er von der Autobahn runterfahre, vorbei an der Kirche Bernrain in Rich- tung Bodensee, «löst das etwas in mir aus», sagt SRF-Sportmoderator Lukas Studer. Mit einem Blick aufs Wasser fügt er an: «Wenngleich ich mich auch hier sehr wohlfühle.»
Mit «hier» meint er ein anderes Gewässer: Seit einigen Jahren lebt er mit seiner Part- nerin und den drei Kindern nämlich am Pfäf- fikersee im Zürcher Oberland. Schon mor- gens um zehn brennt die Sonne so heftig, dass wir uns etwas oberhalb des Sees unter einen Schirm setzen.
Doch zurück zu den Wurzeln – unser Ma- gazin heisst schliesslich «Best Of Kanton Thurgau». Studer wuchs in Scherzingen auf, besuchte das Lehrerseminar in Kreuz- lingen und unterrichtete zwei Jahre an der Oberstufe in Ermatingen. Danach zog es ihn an die ZHAW in Winterthur. Sein Studium in Journalismus und Organisationskommuni- kation absolvierte er mit einem klaren Ziel vor Augen: Die Sportabteilung von Schwei- zer Radio und Fernsehen.
Selbst spielte er einst beim FC Münsterlin- gen in der 2. Liga und noch heute als Senior beim FC Pfäffikon. Tennis ist das Studer- sche Familien-Hobby. Was viele nicht wis- sen: Der Mann ist nicht nur sportbegeistert, sondern auch musikalisch, spielt Geige und Schlagzeug. In seiner Jugend war er gar Drummer der Band «Moby’s Dick», die in der Ostschweiz zahlreiche Auftritte hatte.
Während über dem Pfäffikersee langsam Wind und Wolken aufziehen, müssen wir dem Scheitern dieser aufstrebenden Mu- sikkarriere kurz auf den Grund gehen.
Herr Studer, was hat gefehlt für den grossen Durchbruch von «Moby’s Dick»? Nicht viel, wir wurden einfach nicht ent- deckt (lacht)! Es war eine wirklich tolle Zeit. Wir spielten einfach, was damals angesagt war: Nirvana, AC/DC, die Toten Hosen ... Ich hatte zwar nur mässiges Talent, aber dafür umso mehr Spass!
v. l. n. r.: Lukas Studer, Marcel Koller, Michel Renggli an der UEFA EURO 2020
 Ein berühmter Musiker sind Sie nicht geworden, aber dafür Moderator. Wann merkten Sie, dass es Sie zum Fernse- hen zieht – notabene nachdem Sie ohne aufgewachsen sind?
Wir schauten tatsächlich lange nur Ski- rennen! Für die brachte mein Vater jeweils einen kleinen Apparat nach Hause. Später hatten wir dann einen eigenen. Mein Idol war Kurt Felix. Ich schickte ihm einst mutig einen Brief und fragte, wie man Moderator wird. Er schrieb tatsächlich zurück und gab mir den Rat auf den Weg: Wer zum Fern- sehen will, muss leidenschaftlich gerne Ge- schichten erzählen. Das tue ich noch heute.
War das quasi die Initialzündung?
Nein, die kam etwas später, wiederum aus- gelöst durch einen Brief: Darin beschwerte ich mich beim damaligen Sportchef Urs Leutert über eine Sendung, die ich ver- passte, weil sie viel zu spät anfing. Da lud er mich ins «Sportpanorama» ein. Als ich im Studio sass, wusste ich: Das ist es! Wäh- rend meines Studiums an der ZHAW liess ich nicht locker, bis ich in der Sportabtei- lung einen Assistenz-Job bekam. Die dach- ten wohl: Diesem «mühsamen Kerli» geben wir eine Chance, dann ist er ruhig (lacht).
Just in diesem Moment wird unser Ge- spräch unterbrochen. Ein Herr fragt freund- lich, ob Lukas Studer mit ihm ein Foto ma- chen würde. Kein Problem für Studer, der auch noch ein paar Worte mit ihm wechselt. Sie plaudern... natürlich über Sport.
Ihre Kommentatoren-Kollegen Sascha Ruefer, Dani Kern und Co. stehen öfters im Kreuzfeuer der Kritik. Haben Sie es da als Moderator einfacher?
Ja, absolut! Einen verbalen Angriff habe ich erst einmal erlebt, vor etwa fünf Jahren. Mit Kritik kann ich gut umgehen, wenn sie sach- lich ist. Was ich aber nie verstehen werde, sind irgendwelche Beleidigungen. Da frage ich mich: Wie kommt ein Mensch dazu, mich persönlich zu beschimpfen? Macht er das beim Metzger auch, wenn ihm die Wurst nicht schmeckt? Das gab mir zu denken.
So stark, dass Sie grundsätzlich an Ihrem Job zweifelten?
Nein, wenngleich es in den letzten Jahren durchaus Phasen gab, in denen ich ins Grü- beln kam. Aber das hat mehr mit dem Alter zu tun. Ich bin Mitte 40, da überlegt man sich automatisch, wo man im Leben steht.
Und wo haben diese Gedanken Sie hingeführt?
(Überlegt einen Moment) Mitunter zu mei- nem Vater.
Inwiefern?
Er ist Arzt und hat uns Kindern vorgelebt, wie wichtig es ist, seinen Beruf mit Leiden- schaft auszuüben. Sein Rat war stets: Egal, was ihr tut – sucht euch einen Job, der euch erfüllt. Ich kann bei SRF über Fussball, Eis- hockey und Ski berichten. Dieses «Gesamt- paket» ist definitiv eine Erfüllung für mich.
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