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 Liebe Leserinnen und Leser
Welche Funktion hat Kultur? Dieser Begriff wird heutzutage meist sehr offen verstanden und umfasst alles, «was es dem Individuum erlaubt, sich gegenüber der Welt und der Gesellschaft zurechtzufinden, alles, was dazu führt, dass der Mensch seine Lage besser begreift, um sie unter Umständen verändern zu können» (Def. Europa- rat). Eine besondere Bedeutung haben dabei die Künste, denn sie erlauben uns immer wieder neue und überraschende Blicke auf die Welt und unsere Wirklichkeit.
Der Kanton Zürich zeichnet sich aus durch viele «Best Ofs»: Er ist bekannt als starke Wirtschaftsregion, als attraktiver Lebensraum und für seine einzigartige künstlerische und kulturelle Vielfalt. Auch in diesem Punkt kann dieser Kanton mit Fug und Recht als wichtiger nationaler und internationaler Brennpunkt für Theater, Musik, Bil- dende Kunst, Literatur und Film bezeichnet werden. Das ausseror- dentlich reiche und attraktive Kulturangebot wird von der Bevölke- rung rege genutzt und zieht Kulturinteressierte aus der ganzen Schweiz und dem Ausland an. Traditionsreiche Institutionen wie das Opernhaus, das Schauspielhaus und das Kunsthaus sind eingebet- tet in ein dynamisches Umfeld von zahlreichen grösseren und klei- neren Bühnen, Museen, Orchestern und sehr lebendigen Freien Kulturszenen. Dieser einmalige Mix bietet Kunstschaffenden einen ergiebigen Nährboden für ihre Weiterentwicklung und eröffnet dem Publikum einen schier grenzenlosen Raum für kulturelle Erkundun- gen und Inspirationen. Kulturinstitutionen sind wichtige Begeg- nungsorte, wo der direkte und persönliche Austausch zwischen Künstlerinnen, Künstlern und ihrem Publikum möglich wird, wo Ge- spräche und Kontakte entstehen und Freundschaften beginnen.
Welch unverzichtbaren Beitrag die Kultur an unsere Lebensqualität leistet, hat uns das letzte Jahr machtvoll vor Augen geführt. Ohne all die kulturellen Erlebnisse, ohne die Möglichkeiten, durch die Kultur mit anderen Menschen und Welten in Dialog zu treten, haben wir doppelt realisiert, welche Kraft wir aus der Kultur gewinnen. Aber nicht nur wir als Publikum haben die Kultur vermisst. Ungleich exis- tenzieller trifft die Krise die Künstlerinnen und Künstler und die kulturellen Institutionen. Während sich letztere in aufwändigsten Planungen, die permanent von der Realität überholt werden, förm- lich zerreiben, sind viele Kulturschaffende quasi mit einem Berufs- verbot belegt und damit in ihren Existenzgrundlagen bedroht. Umso wichtiger sind für sie alle der Zuspruch und die Solidarität des Pub- likums, sei es, indem wir die zahlreichen digitalen Angebote nutzen und so vielleicht sogar neue kulturelle Welten entdecken, sei es, dass wir uns bei Politikerinnen und Politikern für die Anliegen der Kulturschaffenden einsetzen – z.B. dafür, dass die Theater und
Konzertlokale mit entsprechenden Schutzkonzepten zeitgleich mit den Restaurants wieder öffnen dürfen – oder indem wir bei der Wie- dereröffnung das Kulturangebot entsprechend rege nutzen.
Die Fachstelle Kultur setzt sich ein für ein reiches, dynamisches und vielfältiges Kulturleben sowie für gute Rahmen- und Produktionsbe- dingungen für die Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen, jetzt in der Krise auf doppelte Art und Weise: Wir unterstützen kulturelle Projekte und Initiativen und fördern Kunstschaffende sowie Kultur- institutionen. In diesem Zusammenhang bearbeiten wir jährlich über 1500 Fördergesuche und begleiten die über 100 Kulturinstitutionen im ganzen Kanton, die von der Fachstelle Kultur einen Betriebsbei- trag erhalten. Zu diesen Kernaufgaben kommen seit gut einem Jahr weitere wichtige Herausforderungen: Die Fachstelle Kultur richtet im Auftrag des Bundes die Ausfallentschädigungen für Kulturschaf- fende und Kulturunternehmen aus und berät Betroffene und Institu- tionen sowohl im Zusammenhang mit der Weiterführung ihrer Arbeit als auch in der Beanspruchung der verschiedenen staatlichen Un- terstützungsmassnahmen. Dabei gibt uns das gemeinsame Ziel, die einzigartige Vielfalt des Kulturkantons Zürich über diese schwierige Zeit hinweg zu bewahren, die nötige Energie, um diese Herausforde- rungen zu meistern.
Liebe Zürcherinnen und Zürcher, sorgen wir mit gemeinsamem En- gagement und Solidarität untereinander dafür, dass wir trotz allen aktuellen Einschränkungen mit Zuversicht in eine Zukunft blicken dürfen, die bald wieder in allen Belangen best of ist.
Madeleine Herzog
Leiterin Fachstelle Kultur Kanton Zürich
  Die Künste erlauben uns immer wieder neue und überraschende Blicke auf die Welt und unsere Wirklichkeit.
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Foto: Ursula Häne
 






















































































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