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Dean Schneider: «Der Ruf der Wildnis»
Text und Interview: Bianca Ritter
Foto: Noeh Schlachter/Hakuna Mipaka AG
Der Mann ist ein Phänomen. Wer schon Videos gesehen hat, in denen der Zürcher Dean Schneider in ein wildes Löwenru- del eintaucht, staunt. Was macht den «Löwenflüsterer» und weltweit bekann- ten Social Media Star aus? Was für ein Mensch ist dieser Dean Schneider? Wir wollten es wissen.
Dean, Du bist ein Phänomen. Die Liebe und Passion, die Du den Wildtieren entgegenbringst, sind einzigartig. Wie erklärst Du Dir (und uns) das alles? Wie ist diese Nähe möglich?
Hinter dieser Verbindung zu den Wildtieren steckt ein sehr langer Prozess. Es begann mit Dexter, dem ersten Löwen, mit dem ich zu Beginn eine Mensch-Tier-Beziehung auf- gebaut habe. Die Sprache der Löwen sowie mein Wissen über die Tiere konnte ich mir aber erst aneignen, als die restlichen fünf Löwen dazugekommen sind. Dies half mir, ihren Umgang miteinander – die Tier-Tier- Beziehung – zu beobachten. Irgendwann habe ich angefangen, diese zu imitieren, und bin so in die Löwensprache reingerutscht. Ich kommuniziere und verhalte mich dabei nicht menschlich, sondern wie ihresgleichen.
2017 gabst Du Dein Leben in der Schweiz auf, um in Südafrika ein Wildreservat aufzubauen. Da warst Du gerade mal
25. Wie kam es dazu?
Das begann bei einem Betriebsausflug nach Südafrika vor ca. sechs Jahren, an dem ich wilden Tieren erstmals live näherkam. Zwei Monate nach meiner Rückkehr in die Schweiz konnte ich nicht anders und bin erneut dort- hin gereist, und meine Leidenschaft ent- flammte umso mehr. Zwei Jahre später kam ich zum Entschluss, alles zu verkaufen und ein neues Leben in Südafrika zu beginnen. Dort, wo Wildtiere zu Hause sind und Hilfe brauchen.
Die Tierwelt hat Dich von Kindsbeinen an fasziniert. Was genau war es, was diese bis heute anhaltende, immense Liebe zu den Tieren auslöste?
Diese Liebe begann, als ich als sechsjähriges Kind die Tiershows des legendären «Croco- dile Hunter» Steve Irwin täglich geschaut
habe. Er war derjenige, der in mir ein Feuer entfachte, das seither nie mehr erloschen ist.
Denken wir mal an eine Fabel. Eine Ge- schichte, in der Tiere sprechen können. Was würden diese uns Menschen heute sagen und mit auf den Weg geben?
Das ist eine sehr gute Frage! Ich glaube, sie würden uns versuchen klarzumachen, dass jedes Lebewesen auf diesem Planeten, so- wohl Mensch, Tier wie auch Pflanze, ein Teil der Natur ist und dass wir Menschen in der Verantwortung stehen. Sie würden uns die Frage stellen: Was ist Sinn und Aufgabe des menschlichen Daseins auf unserem Plane- ten? Die Natur macht keine Fehler, es gibt ei- nen Sinn und Grund im System der Natur für uns Menschen, wir haben ihn einfach noch nicht erkannt.
Was ist dieser Dean Schneider für ein Mensch? Was für Interessen, Leiden- schaften, Hobbies verfolgst Du sonst? Grundsätzlich bin ich genau der Mensch, den ihr auch auf meinen sozialen Kanälen seht. Es gibt keinen «privaten» Dean, der sich in der Öffentlichkeit anders verhält als im pri- vaten Leben. Sport gehört definitiv zu mei- nen Hobbies/Leidenschaften, dazu zählen Fitness, Kickboxen, Squash spielen. Eine Leidenschaft, die ich neu entdeckt habe, ist das Motorbike-Fahren. Hie und da, wenn ich mal eine ruhige Minute habe, spiele ich auf meinem Klavier. Fun Fact: Ich habe gelernt Klavier zu spielen, obwohl ich bis zum heuti- gen Tag keine einzige Note lesen kann.
Zurück nach Südafrika: Gabʼs schon mal brenzlige Situationen, wo Du um Dein Leben fürchten musstest? Was gibt Dir das Vertrauen, dass Dich die Wildtiere nicht attackieren?
Brenzlige Situationen, in denen ich um mein Leben fürchten musste, gab es nicht. Aber klar gab es unangenehme Momente mit den Löwen. Zum Beispiel, wenn Dexter seinen Status als König des Rudels beweisen will. Bei solchen Reibereien halte ich mich aber raus und gehe einfach weg. Teilweise wollen die Löwen auch testen, wie viel ich mitmache. In solchen Situationen muss ich mich zum Teil auch körperlich verteidigen, zum Bei- spiel mittels Wegschubsens oder in seltenen Fällen sogar mit einem Schlag auf die Tatze oder Schnauze. So zeige ich ihnen in ihrer
Sprache, dass sie eine Grenze überschrit- ten haben. Die Löwen würden mich niemals grundlos mit der Intention zu töten angreifen, denn ich bin Teil ihres Rudels. Ich spreche ihre Sprache, esse, schlafe und streite mich mit ihnen. Haben sie ein Problem, so kom- munizieren sie mir das klar und deutlich. Genauso wie sie es auch bei einem anderen Löwen aus dem Rudel machen würden.
«Der mit dem Wolf tanzt», «Der Pferdeflüs- terer». Filme, die Menschen beweg(t)en; nicht zuletzt aufgrund des Zusammen- spiels Mensch, Tier und Natur. Wie müsste dereinst ein Biopic über Dich heissen? Ein Biopic über mich könnte z.B. «Teil der Natur» oder «Der Ruf der Wildnis» heissen. Viele Menschen würden direkt an Löwen- flüsterer oder Löwenmann denken, jedoch bin ich der Meinung, dass ein solcher Name nur auf Löwen limitiert ist, ich mich jedoch als Botschafter der gesamten Tierwelt und Natur sehe.
Social Media beeinflussen heute zu weiten Teilen unser Leben. Wie stellst Du Dir die Zukunft vor, ganz generell und in Bezug auf Deine Arbeit? Haben wir Menschen das Kap der guten Hoffnung aus der Sicht verloren ...?
Wir Menschen haben leider die Verbindung zu Tieren teilweise komplett verloren. Ich bin der Meinung, dass wir zunächst lernen müssen, sie zu verstehen. Die meisten Menschen wer- den aber kaum je einem wilden Tier über den Weg laufen. Gleichzeitig fehlen vielen Tier- schutzorganisationen die Aufmerksamkeit und das Geld. Und das ist der Punkt, an dem ich mit meinen Social-Media-Beiträgen ins Spiel komme. Ich möchte meinen Followern die Tierwelt und meine Mission näherbringen und sie ermutigen, etwas Gutes für diese zu tun, zum Beispiel durch eine Spende. Das ist das Ziel von meiner Social-Media-Präsenz.
Vielen Dank, Dean, für das tolle Gespräch. Und viel Glück mit Hakuna Mipaka.
Für Deans und andere Tierschutzprojekte spenden unter: www.deanschneider.com/donation/ donate-now/
www.deanschneider.com
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