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Kulturgut für die Ewigkeit
Ungeahnte Schätze liegen auf Schweizer Estrichen, stehen in der guten Stube, setzen in ver- lassenen Kinderzimmern Staub an, stapeln sich in Küchen- schränken. Die Toggenburger Wappenscheibe von Onkel Freddy, der Helgen von einem Bergeller Künstler, die juras- sische Pendule, das gute Porzellan aus Meissen, die Kruse-Puppe oder die liebevoll restaurierte Schaffreite: Wissen Sie wirklich, wie wertvoll diese Objekte sind? Oder sind sie bereits bei einer Hausräumung in der Mulde gelandet, im Internet oder im Brockenhaus weit unter Wert «vertschuutet» worden?
Falls das nicht der Fall ist, die Objekte immer noch in Ihrem Besitz sind, melden Sie sich bei Schuler Auktionen: «Neben Privatkunden ar- beiten wir auch eng mit Nachlassverwaltern und Willensvollstreckern zusammen», erklärt Geschäftsleiter Michael Abegg. «Steht eine Hausräumung an, kann man uns beiziehen. Erst wird alles unter die Lupe genommen und wir inventarisieren alle Objekte, ziehen für die präzise Einschätzung unsere Experten bei.» Es ist ein Moment der Wahrheit: Ist das Por- zellan wirklich aus Meissen? Handelt es sich tatsächlich um eine Kruse-Puppe? Ist die Wappenscheibe ein seltenes Einzelstück? Werden diese Fragen von den Schuler-Ex- perten bejaht und ist der Kunde einverstan- den, werden die Objekte bei einer der vier Auktionen im Lokal in Wollishofen verstei- gert. Zudem bietet die Schuler Auktionen AG einen für die Schweiz wohl einzigartigen Zusatzservice an: «Für die übrig gebliebenen Sachen ziehen wir eine professionelle Räumungsfirma bei. So muss sich der Kunde um nichts mehr kümmern.»
Schuler Auktionen pflegen einen boden- ständigeren Umgang mit ihrem Metier als ein Grossteil der Konkurrenz. Die Firma rich- tet sich bewusst nicht bloss an die oberen Zehntausend, sondern auch an Kunden mit einem geringeren Budget. Von dieser Philo- sophie war bereits die Gründung des Unter- nehmens 1984 durch Philipp Schuler inspi- riert, und sie wurde beibehalten. «Für uns gilt: Wir sind preislich gegen oben nicht zu, jedoch gegen unten offener», präzisiert Mi- chael Abegg. «Bei Objekten für dreistellige
Beträge ist die Marge aber gering. Finanziert wird deren Handel durch Quersubventionie- rung.» Hier kommt eine idealistische Hal- tung zum Tragen, der sich die Schuler Auk- tionen AG stark verpflichtet fühlt: «Wir betrachten es als unsere Mission, Handwerk und Kulturgut zu erhalten und weiterzuge- ben an zukünftige Generationen.»
Der 37-jährige Michael Abegg meint damit auch seine Altersgruppe, die mit seinem Be- rufsfeld und einer damit verbundenen Sam- meltätigkeit wenige Berührungspunkte hat. Er war da nicht anders. Seine Eltern hatten keine Affinität zu alten Sachen. Nach dem Gymi studierte er an der Uni Zürich Wirt- schaft, wo ihm ein Kommilitone einen Som- merjob in der Firma seines Vaters verschaffte – es war der Sohn von Philipp Schuler: «Ich strich Wände, schleppte Sachen herum, half da und dort auf Abruf aus», erinnert sich Mi- chael Abegg. «Ich war 18 und lernte eine für mich völlig neue Welt kennen. Die war mit nichts zu vergleichen, das ich bisher kannte.» Mit der Zeit wuchs nicht nur die Faszination, sondern auch die Bewunderung und der Re- spekt vor den Experten im Betrieb – allesamt Kapazitäten auf ihrem Gebiet. Viele von ihnen sind der Firma bis heute treu geblieben. Zu- dem packte auch Michael Abegg die Sam- melleidenschaft. Er ersteigerte sein erstes Objekt: «Ein Pillendöschen aus Messing und Silber.» Doch leider hat er das nicht mehr. «Ich schenkte es meiner damaligen Freundin. Metallobjekte sammle ich immer noch. Da habe ich mittlerweile einige. Als letztes habe ich einen Mörser aus Bronze ersteigert.»