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 «Ich träume von langen Haaren!»
Text und Interview: Regula Elsener Steinmann Fotos: Kilian J. Kessler (links), SRF (rechts)
Keine Angst, das wird kein Gespräch über Klischees und Äusserlichkeiten. Aber wenn Steffi Buchli einem spontan diesen Titel beschert, muss man ein- fach zupacken! Sie wird das mit einem Lachen quittieren, denn eines hat die gebürtige Dübendorferin auf jeden Fall: sehr viel Humor. Der blitzte auch in ih- ren erfrischenden Moderationen bei SRF immer wieder auf. 2017 überraschte sie alle und wechselte als Programmleiterin zu MySports. Seit Anfang 2021 ist Buchli Sportchefin der Blick-Gruppe. Auch in dieser sehr verantwortungsvollen Posi- tion wirkt sie locker wie eh und je. Nur eines mag sie beruflich nicht, wie sie im Gespräch mit «BEST OF Kanton Zürich» verrät: überrascht zu werden. Wir stel- len nun trotzdem eine Frage, mit der sie wohl nicht rechnet:
Zucken Sie zusammen, wenn jemand Sie Stefanie oder gar Stefanie Elisabeth nennt?
(Macht grosse Augen und lacht.) Das tun nicht mal meine Eltern! In der Kindheit war ich für alle die «Ste». Meine Familie nennt mich bis heute so. Stefanie sagt höchstens mal mein Mann – als Scherz oder wenn er meine Aufmerksamkeit möchte.
Ihre Tage sind laut eigener Aussage minu- tiös geplant, inklusive An- und Abreise zu Terminen. Ist ein derart durchgetaktetes Leben nicht furchtbar einengend?
Für andere mag das so sein, mir aber gibt diese detaillierte Planung eine gewisse Ruhe. So laufe ich nicht Gefahr, von einem Termin überrascht zu werden oder ihn gar zu verpassen. Beim Blick in meine Agenda, zuckt man sicherlich erst mal zusammen (holt das Handy hervor und zeigt spontan ihre aktuelle Wochenübersicht). Aber ich baue bewusst auch immer wieder Pausen ein.
Und wo bleiben Freiheit und Spontaneität?
Oh, die gibt’s durchaus! Durchgetaktet sind nur meine Arbeitstage. Wenn ich frei habe, plane ich kaum etwas. Da bin ich ganz für meine Familie da. Auch nach Feierabend
Ab 2003 war Steffi Buchli Redaktorin und später auch Moderatorin der SRF-Sportsendungen.
 versuche ich, nicht an die Arbeit zu denken. Meine Tochter Karlie ist sechs und spürt so- fort, wenn ich zwar physisch anwesend, in Gedanken aber ganz woanders bin.
Und wie genau schalten Sie ab?
Das klingt vielleicht eigenartig, aber ich gehe schon mit der entsprechenden Ein- stellung nach Hause und versuche, vorher komplett «runterzufahren». Manchmal lege ich auf dem Heimweg vom Büro gar einen Stopp ein, um ein Thema in meinem Kopf noch abzuschliessen. Das gelingt nicht immer, aber die Erfolgsquote liegt so bei 90 Prozent (lacht). Wenn immer möglich «stehle» ich mir zudem etwas Zeit für das Rudergerät oder eine Runde Jogging.
Damit sind wir beim Sport: Der sollte mit- reissen und begeistern, gerade Grosse- vents wie Olympische Spiele oder Welt- meisterschaften. Denken wir aber an Sotschi, Tokio, Peking oder bald Katar, wird’s in erster Linie politisch ...
Ja, und darunter leiden vor allem die Ath- letinnen und Athleten, die sich in diesem Spannungsfeld kaum mehr über eine Me- daille freuen dürfen. Für SRF durfte ich 2010 die Spiele in Vancouver und vier Jahre spä- ter in Rio begleiten. Das ist unvergesslich: die Menschen, die Stimmung ... Wahnsinn! Diese Euphorie ging zuletzt leider stark ver- loren. Da machen IOC, Fifa, Uefa und Co. des Geldes wegen viel kaputt.
Soll eine Sportredaktion nun lediglich über Resultate berichten oder auch eine politisch-gesellschaftliche Einordnung vornehmen?
Beides. Bei BlickSport definierten wir das bsw. rund um Peking 2022 sehr genau: Vorab berichteten wir über Hintergründe. Als die Spiele losgingen, lag der Fokus hin- gegen bewusst auf den Wettkämpfen. Alle Teilnehmenden trainierten so hart für diese zwei Wochen! Sie hatten verdient, dass diese Leistung entsprechend gewürdigt wird – allen politischen Diskussionen zum Trotz.
Zurück zu Ihnen: Ich weiss, Sie reden nicht gerne über Geschlechterrollen im Sportjournalismus. Tragen aber Ihre Out- fits und Frisuren nicht dazu bei, dass Ihr Äusseres öfters zum Thema wird? Interessantes Argument ... (überlegt.) Das bin einfach ich! Wissen Sie, ich stehe ja nicht morgens vor dem Schrank und überlege mir: Mit welchem Outfit kann ich heute auf- fallen oder provozieren? Witzig ist, dass ich als «bunter Vogel» wahrgenommen werde, während ich selbst das Gefühl habe, ich sei recht angepasst. Mein Kleiderschrank wirkt im Vergleich zu früher «zappenduster»: mit viel dunkelblau und schwarz drin! Die Haare verändern sich aber tatsächlich öfters. Kürzlich wollte ich sie gar etwas wachsen lassen, verlor aber die Nerven. Dabei sah ich mich unlängst in einem Traum mit lan- gem, wallendem Haar ...
Sie träumen von langen Haaren?
Ja, komisch nicht?
Das wird eine herrliche Schlagzeile!
(Lacht schallend.) Das befürchte ich auch! www.steffibuchli.ch
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