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Während einer Schlafregistrierung werden verschiedene Körperfunktions-Signale gesammelt und später ausgewertet.
Einsatz – im wahrsten Sinne des Wortes: Denn immer wieder übernachten auch Patienten zwecks einer Schlafaufzeich- nung in den drei Schlafzimmern des Zent- rums. Dies, wenn etwa extreme Tages- schläfrigkeit beklagt wird oder wenn der Verdacht auf nächtliche Atemaussetzer oder Bewegungsstörungen vorliegt. Wäh- rend einer Schlafregistrierung werden die Daten vieler Körperfunktionen gesammelt und von den langjährig ausgebildeten Fachfrauen Bo Gao und Sabine Künzi aus- gewertet.
Bei anhaltenden Schlafschwierigkeiten (Insomnie) und anderen Schlaf-Wach-Stö- rungen kann die Diagnose in der Regel aufgrund der systematischen Befragung in einer Schlafsprechstunde gestellt werden. «Viele Patienten sind fast etwas enttäuscht, wenn wir ihnen erklären, dass eine Unter- suchung im Schlaflabor vorderhand nicht nötig ist», so Rositsa Neumann. Und über- rascht, wenn die Therapieempfehlung an vermeintlich banalen Punkten ansetzt: zum Beispiel beim Wecker! Dieser sollte näm- lich in der Nacht nie konsultiert werden. Kann man es dennoch nicht lassen, hat man laut Neumann zwei Optionen: Man nervt sich im Sinne von: «Oh nein, in vier Stunden muss ich schon aufstehen!» Oder aber man kuschelt sich gemütlich wieder
ein und denkt: «Ah, wie schön, ich kann noch volle vier Stunden weiterschlafen!»
Genetische Faktoren
Schlafmangel und eine chronische Insom- nie sind zwei komplett verschiedene Dinge. Hier hilft es auch nicht, sich mit Hilfe von Dr. Google selbst vermeintlich schlau zu machen. «Viele Menschen sind viel zu stark fokussiert auf das Thema», so Daniel Brun- ner. Insbesondere auf den Tiefschlaf und die Schlafdauer. Rositsa Neumann: «Viele glauben, nur der Tiefschlaf sei ein guter Schlaf. Dabei braucht es alle Phasen und Stadien der ca. 100-minütigen Schlafzyk- len in gleicher Weise.»
Während viele Mythen falsch sind, stimmt die alte Weisheit, dass nicht jeder Mensch gleich viel Schlaf benötigt. Die gängige Vorstellung der fast schon «heiligen acht Stunden» passt nicht für alle, genetische Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Sol- che wertvollen Hintergrundinformationen sammelt das Somnologen-Team in einem ausgiebigen Erstgespräch.
Positive Wachphasen
In der heutigen Zeit werden nächtliche Wachphasen per se als negativ empfun- den. Dabei hilft es oft schon, diese anzu- nehmen – oder gar zu nutzen: «Ein Patient
erzählte kürzlich, dass er und seine Frau sich manchmal mitten in der Nacht eine Geschichte vorlesen», erzählt Daniela Janssen. Je weniger man sich dagegen sträube, desto besser. «Auch der allerbeste Schläfer hat mehrere kurze Wachphasen – er weiss es am Morgen nur nicht mehr.»
Fazit: Solange man sich tagsüber erholt und einsatzfähig fühlt, braucht man sich keine Sorgen zu machen.
Gibt es dennoch ein «Hausmitteli», das die Spezialisten empfehlen? «Warme Fussbä- der», so Daniel Brunner spontan. Auch Da- niela Janssen plädiert für warme Füsse: «Dicke Socken können tatsächlich helfen.»
Zentrum für Schlafmedizin AG
Hirslanden
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