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  KUNST –
DAMALS UND HEUTE
«Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen», sagte Pablo Picasso. Das gilt heute, mit dem Aufkommen digitaler Kunst, genauso wie in prähistorischen Zeiten.
 Kunst gibt es, seit es Menschen gibt. Men- schen mögen Muster, Farben, Körperbe- wegungen, Spiele, Klänge. Sie nutzen sie, um sich und ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, um sich als Teil einer Gruppe wahrzunehmen, oder um religiöse oder alltägliche Rituale zu begleiten.
Archäologische Funde bestätigen, dass Kunst auch in prähistorischen Gesell- schaften zum alltäglichen Leben dazu- gehörte. Zu den spektakulärsten Funden gehören zum Beispiel die steinzeitlichen Felsmalereien in Bhimbetka im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Sie sind bis zu 10000 Jahre alt und zeigen das Leben und die Umgebung der damaligen Höhlen- bewohnenden. Dazu gehören Abbildungen von Elefanten, Bisons und Hirschen – und von tanzenden Menschen und Musikin- trumenten. Die Kunstwerke wurden mit Pinseln aus Pflanzenfasern gemalt.
Heute stehen Kunstschaffenden zahllose Möglichkeiten des Ausdrucks zur Verfü- gung. Auch heute noch wird – vielleicht wieder zunehmend – mit Pinseln und natürlichen Farben gemalt. Aber auch Skulpturen, Performances, Video und Internet erlauben es, eine künstlerische Aussage zu machen. Wohin die Reise der visuellen Künste in Zukunft führen könn- te, zeigen folgende Trends.
1) Hohe Qualität dank dem Internet
Das Internet verschafft Kunstschaffen- den Zugang zu quasi unlimitiertem Wis- sen und Austausch. Diese Tatsache führt weltweit zu einem sehr hohen Niveau. Zudem geben zum Beispiel soziale Netz- werke auch jungen Künstlerinnen und
Künstlern die Chance, schnell weiterzu- kommen, für ihre Werke ein Publikum zu finden und sich eine Karriere aufzubauen.
2) Fokus auf das Lokale
Nebst dem digitalen Tummelplatz nimmt auch die Bedeutung des Zuhauses wieder zu. Es ist schön, digital weltweite Kunst zu geniessen und sich davon inspirieren zu lassen – und ebenso schön ist es, Kunst vor Ort mitzuerleben. Es eröffnen immer mehr Galerien auch ausserhalb der gros- sen Metropolen. Dies gibt lokalen Kunst- schaffenden eine Plattform und erlaubt es ihnen auch, sich mit lokalen Gegeben- heiten auseinanderzusetzen und etwas wirklich Neues zu erschaffen.
3) Immer mehr Verschmelzung von Kunst, Technologie und Wissenschaft Technologische Hilfsmittel sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – das Gleiche gilt für die Kunst. Beispiele dafür
sind der Einbezug von künstlicher Intelli- genz bei der Schaffung von Werken oder der Verkauf von Kunstwerken als NFT (Non-fungible Token). Zunehmend nutzen Kunstschaffende auch wissenschaftliche Daten, gerade um Themen wie die Klima- krise künstlerisch zu verarbeiten.
4) Auseinandersetzung mit
gesellschaftlichen Fragen nimmt zu
Schon immer gab es Kunstschaffende, die grosse Fragen aufwarfen und sich kritisch äusserten. In den letzten Jahren hat dieses Bedürfnis klar zugenommen. Kunstschaffende investieren viel Zeit in Recherchen zu Themen wie soziale Ge- rechtigkeit und Inklusion. Und Galerien bemühen sich intensiv darum, bisher im Kunstmarkt eher ungehörten Stimmen eine Plattform zu geben – auch deshalb, weil sie sich damit neue Absatzmärkte er- öffnen können.
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KUNST UND KULTUR

















































































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