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«Ich bin nicht der Typ, der Probleme vor sich herschiebt»
Text und Interview: Regula Elsener Steinmann Fotos: SRF, Oskar Alessio
Sven Epiney. Viel mehr braucht man als Einleitung eigentlich gar nicht zu schrei- ben, denn kaum jemand in der Schweiz weiss nicht, wer Sven Epiney ist.
Schon seit 1993 ist er einer der bekanntesten und beliebtesten Moderatoren des Schwei- zer Radio und Fernsehens. Bei vielen gehört der Berner mit Walliser Wurzeln fast schon zur Familie. «Tatsächlich erzählen mir immer wieder Menschen, dass ich bei ihnen eine gewisse Vertrautheit erwecke», erzählt er im Gespräch mit «Best of Bern» lachend. «Ich nehme das als Kompliment und freue mich, dass ich bei einigen offenbar gewisse Emo- tionen auslösen kann.» Doch: So vertraut er uns auch ist – kennen wir ihn wirklich? Zwar gibt er immer mal wieder Interviews und auch Einblicke in sein Privatleben, aber wie tickt Sven Epiney? Und ist er wirklich so ein Strahlemann, wie er in den Medien oft dargestellt wird? Genau das wollen wir herausfinden.
Sie sind bekannt wie ein bunter Hund! Und kaum einer spricht Sie mit «Herr Epiney» an, die meisten duzen Sie gleich. Ganz ehrlich: Nervt das manchmal?
Nein, überhaupt nicht!
Ach, kommen Sie – kein bisschen?
(Lacht) Nein! Sehen Sie, für mich zählt nicht, ob mich jemand siezt oder duzt, sondern viel mehr die Art und Weise, wie ein Mensch mit mir spricht. Es ist eine Frage des gegensei- tigen Respekts. Zudem duze ich die Leute in meinen Sendungen ja häufig auch. Ob sie nun Hans und Gertrud oder Kevin und Lara heissen, ist dabei egal. Das Alter ist nicht ent- scheidend. Hinzu kommt: Wir Unterhaltungs- moderatoren haben per se einen anderen, emotionaleren Zugang zu den Zuschauern als beispielsweise die Kollegen der Informa- tion. Daher haben die Leute vermutlich auch weniger Hemmungen, auf uns zuzugehen.
Wie erleben Sie denn die Begegnungen mit Zuschauerinnen und Zuschauern? Fast ausnahmslos positiv – und das sage ich nun nicht einfach so. Klar gibt es auch Leute, die mich nicht mögen, und das ist okay. Sportreporter etwa haben es da eher
schwerer: Wenn sie der Meinung sind, ein Foul gesehen zu haben, sind wahrscheinlich 50 Prozent des Publikums anderer Meinung. Ich denke, sie polarisieren mehr.
Vor ein paar Jahren bekamen aber
auch Sie öfters zu hören: Schon
wieder dieser Epiney!
Das war in einer Phase, in der tatsächlich sehr viele Sendungen mit mir liefen. Alleine schon deshalb, weil ich auch die tägliche Quizsendung «5 gegen 5» moderierte. Hinzu kamen noch ein paar andere Projekte, wie etwa die Sendungen «al dente», «Die gröss- ten Schweizer Hits» oder meine Radioshows.
Hat Sie die Kritik belastet?
Nein, weil sie nicht gegen meine Person ge- richtet war. Es hiess ja nicht: Der Epiney mo- deriert so schlecht, der muss weg. Ich war einfach sehr präsent, und das gefiel nicht allen. Im Endeffekt sind Moderatoren eben auch Geschmackssache (lacht).
Sie werden öfters als «Strahlemann» be- zeichnet. Tatsächlich scheint in Ihrem Leben stets alles tiptop zu laufen: Sie sind beliebt, erfolgreich, seit 10 Jahren glücklich mit Ihrem Partner Michael zu- sammen... Herrscht bei Ihnen wirklich vorwiegend eitler Sonnenschein, oder tragen Sie dunkle Momente einfach nicht in die Öffentlichkeit?
Ganz grundsätzlich gehört es zu meinem Naturell, nicht das halbleere, sondern das halbvolle Glas zu sehen. Positives Denken, Optimismus und eine gewisse Leichtigkeit
wurden mir sicher in die Wiege gelegt. Aber in der Öffentlichkeit ist ja nur ein kleiner Teil von mir zu sehen. (Überlegt einen Moment) Klar bin auch ich manchmal traurig oder schlecht drauf. Alles andere wäre nicht normal. Aber ich bin nicht der Typ, der Probleme vor sich herschiebt. Wenn mich etwas belastet, gehe ich es an.
Und wie?
Indem ich meine Einstellung ändere und mir Ziele setze, die realistisch sind. Würde ich etwa mein Glück davon abhängig machen, einen Grammy oder einen Oscar zu gewin- nen, wäre das ziemlich schwierig zu bewerk- stelligen (lacht). Es bringt mich nicht weiter, wenn ich ständig wegen irgendetwas hadere. Ganz besonders, weil ich in meinem Leben bisher von schweren Schicksalsschlägen verschont geblieben bin.
Im Januar 2022 feiern Sie Ihren
50. Geburtstag. Was löst diese Zahl
bei Ihnen aus?
Es ist eine Zahl. Nein, im Ernst, ob 49, 50 oder 51 ist mir völlig egal. Witzig ist: Als ich 20 wurde, war das ein grosses Thema. Da dachte ich: Phu, jetzt bist du erwachsen und musst vernünftig sein. Aber schon der 30. Geburtstag hatte kaum mehr eine Bedeu- tung, und an meinem 40. stand ich sogar für den «Swiss Award» vor der Kamera. Wenn ich es mir so überlege, finde ich es sogar recht cool, 50 zu werden!
svenepiney.ch
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