Page 44 - Bo_Zuerich_F_9
P. 44

 414
Der Geschmack der grossen weiten Welt
Buchen, einchecken, abheben: Ach, wie einfach es doch war, exotische Länder und spannende Kulturen kennenzulernen. Dann kam die Pandemie – und mit ihr eine Reise ins Ungewisse. Was bleibt, ist das Fernweh.
«Diese Sehnsucht möchten wir zumindest ein bisschen stillen», erklärt Reto Seipel. Mit «wir» meint er das Team des Runway 34 in unmittelbarer Nähe des Airports Zü- rich: Vor 15 Jahren gründete der erfahrene Linienpilot das Flugerlebnis-Restaurant gemeinsam mit dem Gastronomen Stefan Hunziker. Herzstück ist die russische «Ily- ushin 14», um die das Interieur aufgebaut wurde. Seit dem Start hat sich das Lokal laufend entwickelt und sorgt im Eventbe- reich immer wieder für Überraschungen.
Was uns zurückbringt zum Fernweh. «Es war quasi eine Bier-Idee», schmunzelt Sei- pel. Das Konzept zu «A Taste of Far Away» entstand nämlich im Corona-Sommer 2020 an einem lauen Sommerabend: «Mit re- nommierten Referentinnen und Referenten sowie einem Menü, das zu ihrem Reisebe- richt passt, lassen wir unsere Gäste in die Ferne schweifen.»
Fasten your seatbelts
Nicht zu vergessen, die kleinen feinen De- tails drumherum: «Es soll alles so realitäts- getreu wie möglich abgebildet werden», erklärt Adrian Fürst, Sales Manager bei Runway 34: Den Flugplan mit den einzel- nen Destinationen sowie die Buchungs- plattform findet man online. Nach dem Check-in geht’s mit dem Boardingpass zur entsprechenden Sitzreihe. Hier wartet kein gewöhnlicher Stuhl, sondern ein Sessel der Edelweiss Air. Zuvor wird jeder Gast von Pilot Reto Seipel und einer Flight At- tendant begrüsst. Nach einer Erfrischung erreicht die Maschine schon bald ihr Ziel: 16 verschiedene Destinationen wurden seit Oktober virtuell angeflogen. Stets beglei- tet von einer unterhaltsamen Reiseleitung: In Alaska etwa erzählte Tierfotograf Tho- mas Sbampato von seinen Abenteuern in
Dominik Haupt (l.) und Sara Müller-Okello erzählten Spannendes über das Leben in Kenia.
 der Wildnis. Weltenbummler Markus Blum führte durch Australiens Outback – im Kamel-Wagen! Und mit Gabrielle Falbri- ard und Joachim Schug erkundeten die Passagiere die faszinierende Osterinsel im Pazifik. Auch Botswana, Japan oder die Atacama-Wüste in Südamerika standen auf dem Flugplan.
«Die Reaktionen waren sehr positiv», so Adrian Fürst. «Da wir coronabedingt nur 26 Plätze anbieten können, entstand eine sehr familiäre Atmosphäre.» Notabene mit Referenten, die für gewöhnlich in grossen Hallen auftreten. Einige Gäste waren gar mehrmals dabei. «Unsere Vielflieger gewis- sermassen», so Reto Seipel.
Der Hunger reist mit
Eine der spannendsten Facetten jeder Reise ist die Kulinarik – die Gerüche, Geschmä- cker und Spezialitäten einer Region. Um die kümmert sich Felix Berini, Küchenchef und Mitglied der Geschäftsleitung. «Sobald ich weiss, wo es hingeht, mache ich mich auf die Suche nach passenden Gerichten», erklärt er. Da die Speisekarte per se dem Motto «All around the world» folgt, kann er
auf ein breites Netz an Lieferanten zurück- greifen, die auch exotischere Gemüse und Früchte anbieten. Als besondere Knack- nuss erwies sich Namibia: «Da landet man schnell bei Pürees aus Kochbananen und Maniok. Und dazu gibt’s Reisbrei. Aber das stellt ja noch kein Menü dar.» Auch bei Kuba rauchte sein Kopf: «Die Kubaner pflegten bisher schlicht keine spezielle Esskultur. Die wächst dank talentierten Köchen erst langsam heran.»
Das kulinarische Erlebnis soll so authen- tisch wie möglich sein. «Doch ohne Kom- promisse geht’s nicht.» So wurde anstelle von kanadischem Yak eben Wasserbüffel aus einer Aargauer Zucht serviert und die Kamelmilch in Niederglatt bezogen. «Es ist stets Kreativität gefragt», lacht er. Und viel Einsatz der ganzen Crew, denn um den nor- malen Restaurantbetrieb mit Gerichten à la carte kümmert sie sich natürlich ebenso intensiv.





















































































   42   43   44   45   46