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 Urs Fischer – Zürcher Erfolgstrainer in Berlin
Text und Interview: Bianca Ritter Fotos: 1. FC Union Berlin
«Ick bin een Berliner», könnte der in Zü- rich aufgewachsene Urs Fischer heute sagen. Seit dem 1. Juni 2018 trainiert der Schweizer Erfolgstrainer den 1. FC Union Berlin und ist mit dem Club in die 1. Bun- desliga aufgestiegen. Was ist dieser Urs Fischer für ein Mensch? Auf dem Spiel- feld und auch abseits der Seitenlinie, im privaten Leben?
Urs Fischer, 30 Jahre lang spielten Sie selber aktiv und erfolgreich Fussball. Seit 2003 sind Sie ebenso erfolgreich als Trainer im Einsatz. Fussball bedeutet für Sie offenbar mehr als die oft zitierte wichtigste Nebensache der Welt. Ihre Definition?
Fussball ist meine Leidenschaft. Mit sieben Jahren habe ich im Verein angefangen zu spielen, vorher haben wir schon auf dem Pausenhof gespielt. Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen, Fussball ist meine Passion. Deshalb trifft es Leidenschaft am besten.
An welche Stationen in Ihrer Fussball- karriere denken Sie heute spontan am liebsten zurück? Was war Ihr persönli- ches Highlight? Und weshalb?
Ich denke wirklich gerne an alle Stationen zurück. Es gab unglaublich viele High- lights, aber auch viele Tiefschläge. Auch die gehören leider dazu. Genau diese Mischung aus Erfolgen und Niederlagen macht es aus.
Seit dem Juni 2018 sind Sie Cheftrainer vom 1. FC Union Berlin und haben mit dem Club den Aufstieg in die 1. Bundesliga ge- schafft. 2019 wurden Sie in Berlin gar zum Trainer des Jahres gekürt. Eine weitere Erfolgsgeschichte! Ihre Gedanken dazu? Ohne mein Team, das eine herausragende Arbeit geleistet hat, wäre das alles nicht möglich gewesen. Deswegen gebührt ihnen der grosse Dank.
Man hört und liest, dass Sie als Mensch grossen Anteil haben am Erfolg des Berliner Erstligisten. Worauf führen Sie das zurück? Wie definieren Sie ganz persönlich Ihre «typische Art», bzw. wo liegt das Geheimnis dieses Erfolgs?
Ich denke, das Geheimnis ist Authentizität. Man muss sich selbst treu bleiben und zu seinen Werten und Überzeugungen stehen. Nur wenn du authentisch auftrittst, kannst du andere Menschen begeistern und als Team funktionieren.
Wie charakterisieren Sie sich generell selber? Oder anders gefragt: Was würden Ihre Frau und die zwei Kinder sagen über Sie, wenn sie gefragt würden? Was ist er für ein Mensch, dieser Urs Fischer? Was macht ihn aus ...?
Ich denke, sie würden sagen, dass man sich immer auf mich verlassen kann. Dass ich da bin, wenn ich gebraucht werde.
Fussball zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben. Welche Steckenpferde/ Hobbies gibt es sonst noch zu benennen? Das ist eindeutig das Fliegenfischen. Wenn ich im Wasser stehe und die Natur geniesse, kann ich völlig abschalten und den Moment geniessen.
Sie sind in Zürich geboren und in Zürich- Affoltern aufgewachsen und gross ge- worden, auch fussballerisch gesehen. Wie definieren Sie heute mit 55 Ihren Bezug zur Limmatstadt, zur Schweiz allgemein? Was löst das Wort Heimat in Ihnen aus?
Zürich ist mein Zuhause, meine Heimat und für mich die schönste Stadt der Welt. Mit seinem Zuhause verbindet man so viele Er- innerungen und vor allem auch die Familie.
Thema Wünsche ... Als Profi-Fussballer und Trainer haben Sie fast alles erreicht, was man sich erträumen darf. Was für Träume haben Sie abseits des Spielfelds? Gibt es etwas in Ihrer To-do-Liste, das Sie unbedingt noch machen oder erreichen möchten?
Für so etwas bin ich wahrscheinlich zu pragmatisch. Ich definiere keine Dinge, die ich noch unbedingt machen oder erreichen
möchte. Sowas habe ich nicht im Kopf. Für mich ist es eher wichtig, wo ich meinen nächsten Urlaub mit der Familie verbringe.
Wagen wir noch einen Blick auf das Welt- geschehen, auf einen Planeten, der zuse- hends aus den Fugen zu geraten droht. Wie denken Sie, ganz allgemein, über die aktuelle Lage? Wie sehen Sie die unmit- telbare und evtl. auch langfristige Zu- kunft? Philosophieren erlaubt ...
Ich hoffe zumindest, dass die aktuelle Phase bei allen Menschen etwas auslöst. Vielleicht lernt man, Dinge einfacher und mit weniger Aufwand erledigen zu können. Aus der aktuellen Situation sollten wir ler- nen. Wir haben nur eine Erde, und jeder sollte ein bisschen mithelfen, dass sie so schön bleibt, wie sie ist. Auch wenn die aktuelle Situation für uns alle schwierig ist, befinden wir uns mitten in einer speziellen Zeit, die man vielleicht auch als Anlass für unser zukünftiges Handeln nehmen kann, um gewisse Dinge anzuschieben.
Last but not least: Liegt Ihnen etwas ganz besonders am Herzen, das Sie den Le- serinnen und Lesern mitteilen möchten? Bleiben Sie positiv und vor allem gesund!
Ein passendes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch, Urs Fischer. Und weiter- hin viel Erfolg auf Ihrem Weg.
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